Bericht zur Infoveranstaltung „Sicherheit der Stromversorgung“ 6. Juli in Griessen

Referent Stefan Drayer fragt nach: Stromversorgung ist sicher oder etwa doch nicht?

Strategien gegen einen langandauernden und überregionalen Stromausfall (Blackout) und deren katastrophale Folgen

„Stell dir vor es ist Stromausfall und keiner in Klettgau merkt es.“

Dieser Schlusssatz bringt auf den Punkt, dass die Stromversorgung der Zukunft– natürlich nicht nur in Klettgau – so aufgebaut werden muss, dass das Risiko eines Blackouts, d.h. eines langandauernden und überregionalen Stromausfalls minimiert bzw. ausgeschlossen werden kann. Resilienz ist das Stichwort, das den Vortrag von Stefan Drayer wie ein roter Faden durchzog – d.h. sicher und widerstandsfähig gegen die zahlreichen Risiken, denen unsere Stromversorgung heute und künftig ausgesetzt ist.

Rund hundert interessierte Zuhörerinnen und Zuhörer fanden sich auf Einladung des GRÜNEN Ortsverbands Klettgau/Rheintal auf dem Firmengelände von Stefan Drayer ein, der sich schon seit Jahrzehnten mit regenerativer Stromerzeugung beschäftigt und für den das Thema Blackout – bzw. dessen Verhinderung – die größte Herausforderung für die künftige Stromversorgung darstellt.

„Denn von allen Katastrophen, die passieren könnten, sei ein Blackout die wahrscheinlichste“ zitiert er den ehemaligen Bundesinnenminister de Maiziere.

Neben zahlreichen anderen Risiken wie Stromhandel, Cyberattacken, Terrorismus, aktuell der Ukraine-Krieg stellt auch der Klimawandel ein immer größer werdendes Risiko für die sichere Stromversorgung dar. Wenig Wasser in den Flüssen bedeutet z.B. weniger Strom aus Wasserkraft und auch die AKWs müssen zurückgefahren werden, weil sie mit Flusswasser gekühlt werden.

Die Folgen eines Blackouts seien elementar: Dass das Licht ausgeht und der Fernseher und das Radio nicht mehr laufen weiß jeder, denn durchschnittlich fällt bei uns für insgesamt 12 min im Jahr der Strom aus. Das aber auch Festnetztelefon, Handys, Heizung, Tankstellen, Züge und sogar die Wasserversorgung ohne Strom nicht funktionieren machen wir uns weniger bewusst. Bei anhaltendem Stromausfall funktioniert auch kein Behördenfunk mehr, d.h. auch das Notfallmanagement, das Funktionieren lebenswichtiger Einrichtungen zur medizinischen Versorgung, Versorgung mit Lebensmitteln oder auch Abfall- oder Abwasserentsorgung können nicht mehr gewährleistet werden.

„Nach 24 h ohne Strom hätten wir katastrophale Verhältnisse“ sagt Christoph Unger, Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe.

Ist das nur Schwarzmalerei? „Schwarzmalerei heißt zu Neudeutsch Prävention“ so Drayer. Wir müssen warnen ohne alarmistisch zu sein. Und: Wenn der Strom weg ist, ist es zu spät zu planen!

Drum gelte es jetzt zu handeln: Drayer setzt auf regionale, dezentrale Versorgung und dort vor allem auf Photovoltaik. „Auf jedes Dach gehört eine PV-Anlage“. Jedes Dorf sollte in der Summe so viel Strom erzeugen wie es verbraucht. Konkret bedeutet das kommunale Insellösungen – „Kommunale Energiezellen“ – zu schaffen. Ein Austausch zu benachbarten Inseln könnte über Knotenpunkte erfolgen. Im Übrigen sollte man auch bei der Versorgung mit Lebensmitteln und anderen Gütern des täglichen Bedarfs auf Regionalität setzen um unabhängig von Transport und überregionalem Datenverkehr zu werden.

Prävention bedeute aber auch Vorsorge für den Notfall sprich Stromausfall:

Neben dem Anlegen eines Notvorrats (einen Vorratskalkulator findet man z.B. auf der Webseite des Bundesinnenministeriums) sollten sich die Bürger und Bürgerinnen auch organisieren. Bürgernetzwerke, Nachbarschaftshilfen und ähnliche Organisationen sollten sich des Themas annehmen und in die Notfallplanung einbezogen werden. Aber auch innerhalb der Familien sollte man planen, z.B. einen „Familientreffpunkt“ ausmachen für den Fall, dass man nicht mehr kommunizieren kann.

Prävention bedeute auch technisch einem Ausfall oder extremen Mangel vorzubeugen. Einerseits sollte Strom zum Ausgleich von Produktion und Bedarf gespeichert werden können und im Notfall muss Strom über Notstromsysteme zur Verfügung gestellt werden.  So könnten z.B. ein leistungsfähiges Notstromaggregat verschiedene notstromfähige Speichersysteme im rollierenden Verfahren aufladen – nicht nur im Notfall sondern bei Bedarf auch zur Netzstützung. Notstromfähige Ladesäulen könnten auch während eines Stromausfalls ein gewisses Maß an Mobilität sicherstellen.

In der anschließenden Diskussion brachte ein Zuhörer einen weiteren Baustein zur Sicherung der Energieversorgung ins Spiel, den wir alle beherzigen sollten: Stromsparen!