Die Grünen Kreisverbände Waldshut und Breisgau-Hochschwarzwald haben ihren Kandidat für die Bundestagswahl nominiert. Zur Aufstellungsversammlung in der Staatsbrauerei Rothaus kamen 27 stimmberechtigte Mitglieder aus dem Einzugsgebiet des Wahlkreises, das sich von Jestetten über den Hochrhein und Schwarzwald bis Gundelfingen erstreckt. Die Wahl der Mitglieder war eindeutig: Jan-Lukas Schmitt, einziger Bewerber und Kreisvorsitzender in Waldshut, wurde einstimmig bei einer Enthaltung gewählt.
Der Waldshuter hat sich im politischen Baden-Württemberg einen Namen gemacht: Mit 26 Jahren wurde er in den Landesvorstand der Grünen gewählt und vergangenes Jahr im Amt bestätigt. In Stuttgart genießt der junge Mann breite Anerkennung, in der grünen Landtagsfraktion, aber auch bei führenden Regierungsmitgliedern: „Ich halte sehr viel von Lukas und schätze seinen finanzpolitischen Sachverstand sehr“, sagt etwa Finanzminister Danyal Bayaz.
Nun zieht es den 29-Jährigen nach Berlin in den Bundestag. Es ist nicht sein erster Versuch: Bereits 2021 trat Schmitt für die Grünen im Kreis an, damals ohne Wahlerfolg. Dieses Mal soll es klappen, sagt Schmitt: „Die Umfragen standen für uns Grüne schon besser. Aber genau deshalb bin ich überzeugt, dass realpolitische Geisteshaltung, Fachexpertise im Bereich Finanzen und ausgeprägtes Kommunikationsverständnis in der nächsten Grünen Bundestagsfraktion dringend gefragt sein werden.“
Schmitt ist gelernter Journalist. Seine Laufbahn begann als Schüler bei der Lokalpresse und führte ihn über verschiedene Zeitungen, darunter Orange (Handelsblatt) zur WirtschaftsWoche, wo er mehrere Jahre als Finanzredakteur vor allem über Kapitalmärkte und Geldpolitik schrieb. Seine Recherchen wurden mehrfach ausgezeichnet, zuletzt mit dem Preis für Wirtschaftsjournalismus des Branchenverbands BSW und der Börse Frankfurt sowie der Auszeichnung für den besten Artikel in der Kategorie Print/Online der Verbraucherzentrale NRW. „Durch investigativen Journalismus auf Missstände aufmerksam zu machen, habe ich immer als Privileg gesehen – ich bin sehr wissbegierig und habe mich stets gefreut, wenn durch einen Artikel beispielweise die Bundesfinanzaufsicht auf Ungerechtigkeiten aufmerksam wurde.“
Schmitt ist überzeugt, dass Recherchestärke und eine präzise Ausdrucksweise, sowie Unvoreingenommenheit nicht nur im Journalismus, sondern auch in der Politik wichtig sind. Seit Jahresbeginn macht er hauptberuflich Politik und berät als Vorstandsreferent für Finanz- und Haushaltspolitik die Grünen Bundesvorsitzenden Ricarda Lang und Omid Nouripour in allen strategischen und inhaltlichen Fragen, die sich um Geld drehen. „Ich habe Lukas als jemanden kennengelernt, der Machbarkeit und Vision vereinbart. Die Grünen in Baden-Württemberg würden gut daran tun, solche großen Talente zu fördern“, sagt Parteichef Omid Nouripour. Von Parteiseite bekommt Schmitt ideelle Förderung, unter anderem als Alumni des US-Ablegers der parteinahen Heinrich Böll Stiftung.
In seiner Bewerbungsrede in Rothaus sprach Schmitt über die gesamtpolitische Lage und stellte seine Kernthemen vor. „Im Wesentlichen geht es mir um drei Dinge: Klimaschutz als Wirtschaftsmotor, zielgenaue Investitionen in unsere Zukunft und ein gerechtes Steuersystem, das bis weit in die obere Mitte entlastet und Fehlanreize für den Arbeitsmarkt oder die nachhaltige Transformation ausmerzt.“
Ob Schmitt das erste Grüne Bundestagsmandat für den Wahlkreis Waldshut gewinnen kann, bleibt abzuwarten. Ein Jahr vor der Wahl lässt sich sagen: Die Ausgangslage ist herausfordernd. Ein Direktmandat strebt Schmitt nicht an: „In der aktuellen politischen Lage wäre es vermessen, so etwas anzuvisieren. Mein Weg in den Bundestag führt über die Landesliste der Grünen Baden-Württemberg – sofern ich die Delegierten auf dem Parteitag für meine Kandidatur begeistern kann.“ Die Landeslisten sind eine Art interne Reihung, die festlegt, an wen Mandate fallen, die nicht direkt im Wahlkreis gewonnen wurden. Aktuell gibt es 17 Grüne Bundestagsageordnete, die offenbar alle wieder antreten wollen, wie der Südkurier aus Parteikreisen erfuhr. Schmitt müsste also sehr wahrscheinlich gegen amtierende Abgeordnete antreten, um Chancen auf das Mandat zu haben.
Eine herausforderndes Kräftemessen, das der junge Mann anscheinend nicht scheut, wenn man seiner Rede glauben mag: „Als ich den Grünen 2016 beigetreten bin, stand dieser Kreisverband kurz vor der Auflösung. Heute haben wir 230 Mitglieder, 2021 holten wir das historisch erste Grüne Landtagsmandat. In Waldshut wird mir immer wieder klar, dass es sich lohnt, zu kämpfen – egal, wie die Erfolgsaussichten stehen.“ Die Zeiten seien für die Grüne Partei schwierig, aber sie steckten auch voller Chancen, sagt Schmitt: „Wenn wir die Gelegenheit ergreifen, uns inhaltlich und personell richtig aufzustellen.“ Ob der heute angekündigte Rücktritt der Grünen Bundesvorsitzenden Ricarda Lang und Omid Nouripour dafür der richtige Schritt ist? Das bleibt abzuwarten.
Kontakt für Rückfragen:
Anna-Katharina Chavier
Co-Kreisvorsitzende KV Waldshut
Tel.: 0163 523 0217
Mail: anna-katharina.chavier@gruene-wt.de
zur Nominierung, ebenso Bernd Wallascheck ( Vorstand des KV Waldshut) Sabrina Eichin und Roman Wick
( Vorstand des Kv Breisgau-Hochschwarzwald)